Sind das nicht "beruhigende" Nachrichten???Nach Unfall in Grönland
US-Militär vermisst seit 40 Jahren AtombombeErschienen am 12. November 2008
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http://www.t-online.de Wo ist Wasserstoffbombe Nr. 78252? Vor 40 Jahren verlor das US-Militär nach
einem Flugzeugabsturz im grönländischen Eis vier Atombomben. Das Pentagon
behauptet bis heute, alle vier seien ohne atomare Explosion zerstört worden.
Neue Dokumente belegen: Ein Sprengkopf wurde bis heute nicht gefunden.
Der radioaktive Tod hat die Seriennummer 78252. Das ist die Inventarnummer
einer amerikanischen B28-Wasserstoffbombe mit 1,1 Megatonnen Sprengkraft,
die vor gut 40 Jahren beim Unfall eines US-Bombers in der Nähe der grönländischen
Basis Thule verloren ging. Neu aufgetauchte Dokumente helfen nun, die Geschichte
der unglaublichen Vorgänge von damals besser nachzuvollziehen - und zu verstehen,
wie durch Lüge und Verschleierung Menschen wissentlich in Gefahr gebracht wurden.
Feuer im CockpitEs ist der 21. Januar 1968 als eine atomar bewaffnete B52 der US-Airforce
("B-52G HOBO 28") über der riesigen Eisinsel kreist. "Chrome Dome" hießen
die Missionen, bei denen mit Atomwaffen bestückte Bomber regelmäßig über
Grönland Patrouille flogen - um sich im Fall einer Zerstörung der dortigen
US-Basen durch die Sowjets direkt auf den Weg Richtung Moskau zu machen.
Vier Wasserstoffbomben hat die Maschine an Bord. Und es gibt ein Problem:
Im Cockpit bricht ein Feuer aus.
Rettung per SchleudersitzNun, 40 Jahre später, sagen die Piloten John Haug und Joe D'Amario der BBC,
ihnen sei damals innerhalb von fünf Minuten klar gewesen, dass sie den Brand
nicht unter Kontrolle bekommen würden. Die Crew bemühte sich, so nahe wie
möglich an die Basis in Thule zu gelangen. Rund elf Kilometer westlich des
Flugfeldes war es dann zu spät: Die B-52 stürzt krachend aufs Eis der
Polarsternbucht im Wolstenholme-Fjord. Die Besatzungsmitglieder hatten sich
kurz zuvor mit dem Schleudersitz gerettet.
Gigantische AufräumaktionDer Fall "Broken Arrow" war eingetreten. Mit diesem Code bezeichnet das
US-Militär Unfälle, bei dem Atomwaffen eine Rolle spielen. In Windeseile
wurden Einheimische, Dänen und US-Soldaten der Basis für eine gigantische
Aufräumaktion rekrutiert. Der Name der Aktion: "Operation Crested Ice",
Operation bekröntes Eis. Nun erstmals öffentlich gemachte Filmaufnahmen
zeigen Aufräumtrupps in gelben Anzügen und schwarzen Daunenjacken, die
fieberhaft Trümmer des zerstörten Flugzeugs vom Eis kratzen, sie auf LKW
verladen und zurück zur US-Basis schaffen.
Explosion riss Bomber in StückeWas genau war geschehen? Der konventionelle Sprengstoff in den Bomben war
beim Aufschlag des Bombers detoniert, als Tausende Liter Treibstoff brannten.
Die Explosionen hatten das Flugzeug in Stücke gerissen. Immerhin: Die nukleare
Kettenreaktion in den Atombomben wurde zum Glück nicht gestartet. Das lag daran,
dass die Besatzung die Sprengköpfe zuvor nicht scharf geschaltet hatte.
9000 Kubikmeter verseuchter SchneeDas Gebiet war großflächig kontaminiert, die Stärke der Radioaktivität
vergleichbar nach einem Anschlag mit einer sogenannten Schmutzigen Bombe.
Nach einem Bericht des Lawrence Livermore National Laboratory fanden sich
pro Quadratmeter Eisfläche bis zu 380 Milligramm Plutonium. Rund 9000 Kubikmeter
verseuchter Schnee wurden eingesammelt und später per Schiff auf Deponien in den
USA gebracht.
Vierte Bombe blieb verschollen Einer der dänischen Mitarbeiter von damals, Jens Zinglersen, berichtete nun im
BBC-Interview, man habe ihnen erklärt, die Arbeit beim Aufsammeln der Überreste
sei ungefährlich. Und weil "niemand auf der Stelle tot umgefallen" sei, habe man
den Vorgesetzten geglaubt. Spezielle Schutzausrüstung? Gab es nicht - jedenfalls
nicht für die Dänen. Die US-Soldaten allerdings bekamen sie. Bei den Aufräumarbeiten
gelang es den Dänen und den Amerikanern, die Überreste von drei Wasserstoffbomben
aus dem Eis zu bergen. Das vierte Exemplar blieb jedoch verschollen - offenbar bis
heute, wie die neuen Dokumente belegen.
Erfolglose SucheEin U-Boot des Typs Star III machte sich in den Monaten nach dem Unfall auf die
Suche - erfolglos. Die Dänen wurden nicht darüber informiert, dass ein Sprengkopf
fehlte. Das Pentagon teilte ihnen mit, man werde noch einmal den Unterwasserbereich
an der Einschlagstelle untersuchen. Die Amerikaner waren nervös, nicht nur wegen
der radioaktiven Bestandteile der Bombe, sondern auch, weil mögliche sowjetische
Finder eine ganze Menge über die amerikanischen Fähigkeiten hinsichtlich des Baus
solch tödlicher Waffen erfahren hätten.
Nicht alle Bereiche untersuchtDie der BBC vorliegenden Dokumente belegen nun, dass nicht alle Bereiche von der
U-Boot-Crew untersucht werden konnten, auf die Flugzeugtrümmer geregnet waren.
Die US-Militärs hätten sich schließlich zufrieden gegeben: Wenn sie die Bombenreste
nicht finden könnten, dann würde es gewiss auch niemand anderem gelingen. Die
offizielle Linie des Pentagon hat sich seit den Vorfällen von 1968 nicht geändert:
Alle vier Bomben seien bei dem Absturz zerstört worden. Doch das Einzige,
was sich - ausweislich eines Berichts der US-Atomenergiekommission von 1968 -
von der vierten Bombe fand, war deren Fallschirm.
Entschädigung von 5000 EuroDie Dänen, die anderen Nato-Partner und die Aufräumarbeiter wurden über die
Vorgänge bewusst im Unklaren gelassen. Zahlreiche der Arbeiter von Thule berichteten
in den Jahren nach dem Unfall über schwere gesundheitliche Probleme. Eine Klage gegen
die dänische Regierung hatte allerdings ebenso wenig Erfolg wie eine Petition beim
Europäischen Parlament, das sich wegen des Austritts der Grönländer aus der EU im
Jahr 1985 für unzuständig erklärte. Der dänische Staat zahlte den Überlebenden 1995
eine bescheidene Entschädigung: umgerechnet 5000 Euro pro Person.